Formen

formenFormbildungsprozesse können wir in allen Bereichen der Natur, in unserem Körper und in dessen Bewegungs-, Wahrnehmungs- und Ausdrucksfähigkeit studieren. Zeichnen (siehe auch hier) und Schnitzen sind Möglichkeiten zur Annäherung. Aus meiner Tätigkeit im Bereich der Architektur stellten sich Fragen nach den Ursprüngen und Gesetzen der Linie, der Form, des Ausdrucks, der Geste, des Zeichens (siehe „Die Linie als Bewegungsspur“ pdf).

Dabei entwickelte sich eine von den vordergründig zweckgerichteten Aufgaben des Architekten losgelöste Arbeit mit Materialien und deren jeweils besonderen Qualitäten. Das Interesse am Holz ergab sich auch aus einer alten Liebe zu Bäumen, aus der Arbeit an Fachwerkhäusern mit ausgedienten, zum Wegwerfen „viel zu schönen“ Balkenresten, die durch ihre Gebrauchs- und Verfallsspuren eine spezifische Faszination ausüben, wie sie jeder vom Treibholz am Strand kennt. Es stellte sich die Frage ob und wie in diese selbstgefällige Schönheit eingegriffen werden kann oder darf. Wie kann dem „wertlos“ gewordenen Stück Holz ein neuer „Wert“ gegeben werden, um es auf eine neue Stufe des Daseinsprozesses zu transponieren.

Beim Umgang mit Bäumen und Holz treten uns in den Wuchsformen, Rinden und Hölzern Abbilder äußerst dynamischer Bewegungsvorgänge vor Augen, je älter der Baum umso ausgeprägter. Manchmal sind diese Formen kaum unterscheidbar von denen strömender Flüssigkeiten oder atmosphärischer Wolkenbildungen. Das Formenrepertoir von Mikroerscheinungen wie Kräuselungen auf Wasseroberflächen und Zigarettenrauchfiguren unterscheidet sich kaum von dem der Erdatmosphäre, das wir aus Satelitenbildern kennen.

Das Bild zeigt weder Baum noch Pflanze sondern das abfließende Wasser im Wattenmeer.